18. Mai 2025: Forsthaus Sommerswalde

Der Bau des Berliner Reichstags machte den Berliner Immobilienbesitzer Richard Sommer zu einem reichen Mann, als die Preise für seine Grundstücke am Pariser Platz nach oben schossen. So konnte er sich seinen Traum leisten, ein Schloss im Schwanter Forst, das dem Reichstag verblüffend ähnelte, genauer gesagt dem ersten nicht umgesetzten Entwurf des Reichstagsarchitekten Paul Wallot. Sommers kleiner Reichstag hatte anfangs sogar eine Kuppel.

In den ersten Jahren wurde das Schloss mitsamt seiner Anlage zu einer Attraktion. Das machte unter anderem eine Orangerie in Form einer Moschee mit vielen Minaretten, dazu ein Forsthaus und ein roter Klinkerbau, der mit seinen vier Ecktürmen stark an das Rote Rathaus in Berlin erinnerte. Der diente unter anderem als Pferdestall für Araberhengste, die Sommer aus der Türkei geholt hatte. Hier traf man sich zu Jagdgesellschaften und rauschenden Festen, darunter auch türkische Prinzen und der später Atatürk genannte Mustafa Kemal Pascha, der Begründer der modernen Türkei.

Die Pracht währte nicht lange. Wegen Erbstreitigkeiten der elf Kinder Richards wurde das Grundstück nach 1916 verkauft, die Gebäude litten und wurden baufällig, die Minarette abgerissen, die Kuppel vom kleinen Reichstag abgetragen. 1945 flüchteten die Besitzer vor der Roten Armee, die das Schloss vier Jahre lang als russische Kommandantur nutzte. Danach war es rund 40 Jahre im Besitz der FDJ. Szenenwechsel in die Gegenwart: Das Schloss ist jetzt das Meditationszentrum Tharpaland Kadampa e.V. , das Mutterzentrum des Kadampa-Buddhismus in Deutschland. Was möglicherweise ganz im Sinne von Richard Sommer und seinem Hang zum Orientalisch-Exotischem wäre.